Ungefähre Linienführung der beiden römischen Wasserleitungen. Blau ist die noch heute funktionierende, rot die inaktive Leitung.
Die aktive Wasserleitung
Du stehst vor einem ganz besonderen Garten, denn gerade hier haben vor rund zweitausend Jahren die Römer mit dem Bau einer Wasserleitung begonnen, die das Legionslager in Vindonissa mit Trinkwasser versorgte.
Und das Erstaunlichste daran ist die Tatsache, dass sie auch heute noch funktioniert und den Brunnen vor dem Hauptgebäude der Psychiatrischen Klinik in Königsfelden speist (siehe Bild).
Wie war das möglich? Die Römer beobachteten die Pflanzen und wussten dadurch, dass hier ein Grundwasser-Vorkommen war. Auf den ersten 590 Metern ist
die Wasserleitung so gebaut, dass über die lose geschichteten Seitenmauern und den Boden Grund- und Hangwasser einsickern kann. Im weiteren Verlauf ist die Leitung mit einem wasserdichten Putz
versehen, um das Wasser abzuleiten.
Das geringe Gefälle von 4 Promille wurde mit einer Art Wasserwaage erreicht, dem etwa 6 Meter langen CHOROBAT.
Der Link zeigt das Gerät in der Anwendung.
In der Ecke Neuquartierstrasse/Heuweg beginnt die römische Wasserleitung - ungefähr beim „Stern“ im rechten Bild.
Putzschacht
Der Kanal enthält 26 Vertiefungen von zirka 1x1 Meter, in denen sich Schwebestoffe, Sand und eingeschwemmtes Material absetzen können. Es sind Putzschächte, die mit grossen Platten abgedeckt sind, damit man die Gruben putzen kann. So bleiben Kanal und Wasser sauber. Als einziger Putzschacht ist derjenige an der Bergstrasse in Windich oberirdisch sichtbar.
Als die Berner den Aargau erobert hatten, benutzten sie die Wasserleitung für ihre Landvogtei in Königsfelden und besserten die gesamte Leitung aus. Die Schächte markierten sie mit nummerierten Steinen. Einige wenige davon existieren noch. Gut zugänglich ist der Stein Nr. 2 an der Chapfstrasse, vor dem dem Parkplatz Nr. 23 oberhalb des Dohlenzelg-Schulhauses in Windisch. Andere Steine sind in privaten Gärten versteckt.
Beim Bau des Gebäudes der Stiftung Domino kam der Putzschacht zum Vorschein. Links sieht man das Profil der Wasserleitung, deren einstmals lichte Kanalöffnung vollständig mit Schwemmlehm zugefüllt ist. Das Brett führt zum Putzschacht. Rechts die freigelegte einseitig geöffnete Wasserleitung.
Ein Legionslager benötigte viel Wasser. 5000 bis 6000 Mann und 1200 Reit- und Zugtiere mussten versorgt werden. Der Bedarf lag bei etwa 16’000 Liter pro Stunde.
Messungen im Jahr 1930 ergaben 60’000 Liter pro Stunde, im Jahr 1962 wurden 24’000 Liter pro Stunde gemessen. Die in Hausen aufgenommene Wassermenge genügte daher den damaligen Anforderungen vollumfänglich.
Digitale Messgeräte, vor wenigen Jahren von der Kantonsarchäologie eingebaut, belegen einen Wasserabfluss von durchschnittlich etwa 400’000 Litern pro Tag. Bei starken Regenfällen sind es zeitweise sogar über eine Million Liter!
Aber - es gibt eine zweite Wasserleitung
Die an der Stückstrasse freigelegte „inaktive“ Leitung. Heute ist sie nicht mehr sichtbar.
Während der 2,4 km lange unterirdische Kanal noch heute funktioniert, ist die längere, über 2,8 km lange Wasserleitung längst durch Ablagerungen verstopft. Diese inaktive Wasserleitung ist an der Stückstrasse auf 30 m Länge freigelegt und untersucht worden (Überbauung Stückmatt 2011, Foto oben); beim Bau des Wohnheims Domino (1999) kam sogar ein Putzschacht zum Vorschein. Noch heute beeindrucken die sorgfältige Bauweise und das gleichmässige Gefälle von etwa 4 Promille.
Diese drei Bilder veranschaulichen eindrücklich die regionale Entwicklung der 2000 Jahre!
Copyright der drei letzten Fotos: Legionärspfad Vindonissa, Museum Aargau.
Links für weitere Informationen:
Legionärspfad Vindonissa, Museum Aargau
Vindonissa, Jürgen Trumm
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12287.php
Wasserversorgung, Martin Illi
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7860.php
Römische Wasserleitung
Idee und Realisation: FDP.Die Liberalen Hausen